Kassel, 30. September 2020. In Zeiten des Klimawandels werden Wetterprognosen immer wichtiger. Räumlich Exakte umso mehr. Doch die nordhessische Metropole Kassel verfügt seit sieben Jahren über keine offizielle Wetterstation mehr. Der alte Standort an der Heinrich-Schütz-Allee entsprach nicht mehr den geforderten meteorologischen Gütekriterien und wurde daher aufgegeben. Die Kasseler Wetterdaten werden seitdem hilfsweise aus der nächstgelegenen Wetterstation in Schauenburg-Elgershausen erstellt. Reichlich ungenau für die Kasseler Verhältnisse. Doch das hat sich in diesem Sommer geändert. Denn im Forstfeld startete in diesen Tagen eine neue Wetterstation ihren Betrieb. Auf dem Gelände einer Wassergewinnung der Städtische Werke Netz + Service GmbH.
Die Initiative für eine eigene Kasseler Wetterstation ging von den Städtischen Werke und ihren Schwester- und Tochtergesellschaften aus. „Gerade in der Fernwärmeversorgung benötigen wir exakte Prognosedaten, um zum richtigen Zeitpunkt die richtige Fernwärmemenge zur Verfügung zu haben. Doch die Wetterdaten aus Schauenburg waren nicht gut auf Kassel mit seiner besonderen Kessellage übertragbar. Deshalb haben wir uns für eine neue Kasseler Wetterstation eingesetzt. Sie ist für uns von strategischer Bedeutung“, so Dr. Michael Maxelon, Vorstandsvorsitzender der Städtischen Werke und Geschäftsführer der Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH (KVV).
Die Station liefert bereits jetzt Wetterdaten. Zur Vorhersage genutzt werden können sie aber erst in 18 Monaten. In der Zwischenzeit wird die Wetterstation kalibriert, sie „lernt quasi ihre Umgebung kennen“ und ihre Daten werden mit denen anderer Station abgeglichen. Sven Plöger, Diplom-Meteorologe und Wettermoderator in der ARD, ist besonders von der Lage der Wetterstation angetan: „Der Standort muss einen ganzen Katalog von Vorgaben und Kriterien der World Metrological Organisation erfüllen. Beispielsweise sehr große Mindestabstände bei der Windmessung, Schutz vor Fremdeinwirkungen oder Gras als Untergrund für die Temperaturmessung. Im städtischen Bereich sind diese Anforderungen nur schwer einzuhalten. Und jetzt haben wir mit diesem Gelände einen der besten Standorte in Deutschland zur Messung von Stadtklima.“ Die Wetterstation wird von der MeteoGroup betrieben. MeteoGroup Deutschland ist eine Tochter der DTN, der weltweit größte private Wetterdienst.
Die neue Wetterstation bietet der KVV und anderen städtischen Institutionen noch weitere Vorteile. So kann die Auslastung der Strom- und Gasnetze besser vorhergesagt werden, was die Risiken und damit die Kosten senkt. Die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft kann wiederum durch genauere Wetterprognosen besonders im Winter die Verkehrssituation besser einschätzen und in Extremsituationen schneller und präziser eingreifen. So können beispielsweise Weichenheizungen eingeschaltet werden, bevor sie drohen einzufrieren. Aber auch die Feuerwehr oder der Streudienst können auf die Wetterdaten zugreifen und ihre Einsätze bei Hochwasser, Stürmen oder Schneefall besser planen. Und auch neugierige Nordhessen dürfen sich freuen. Denn die Städtischen Werke planen, die aufbereiteten Wetterdaten auch auf ihrer Website zu veröffentlichen.